Eröffnung der Europawoche 2023
Am 9. Mai, dem Europatag, wurde die Europawoche im oberen Foyer der Zentralbibliothek Regensburg feierlich eröffnet. Die Europawoche, organisiert vom Europaeum, dem Ost-West-Zentrum der Universität Regensburg, sowie Studierenden, setzt jedes Jahr unter dem Motto „Kennen Sie…“ ein anderes Land aus dem östlichen Europa in den Fokus. Ziel ist es, Land und Leute vorzustellen und Interesse daran zu wecken. Dieses Jahr heißt es “Kennen Sie Litauen?”
Das Land im Baltikum wird in verschiedenen Veranstaltungen vorgestellt, wie eine Podiumsdiskussion, (Kurz)Filme, Lesungen und einen Kulturnachmittag. Außerdem kocht die Mensa jeden Tag (08. bis 12. Mai) ein litauisches Gericht. Der litauische Kartoffelauflauf Kugelis am Montag war schon mal sehr lecker. Auch der litauische Botschafter S. E. Ramūnas Misiulis war zu Gast, erwähnte in seinem Grußwort mit einem Augenzwinkern, dass in Litauen die geografische Mitte Europas liegt – wenn auch eine von vielen. Auf diese errechnete Besonderheit verweisen auch ein paar Namen der kommenden Veranstaltungen.
Im Anschluss wurde die Fotoausstellung „Europas unbekannte Mitte. Litauen“ vorgestellt. Der Fotograf Markus Nowak lebt die meiste Zeit in Litauen und präsentiert in seinen Bildern die unterschiedlichsten Ecken des Landes fest. Holzhäuser auf dem Land, die Hauptstadt Vilnius, Festlichkeiten an Feiertagen und Spuren der Sowjetzeit. Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Mai im oberen Foyer der Zentralbibliothek zu sehen.
Um die Zeit zum Abend zu überbrücken, lief dreimal der Kurzfilm „Die Stadtschreiberin“ von Sonya Winterberg. Für das Kulturforum östliches Europa verbrachte die Journalistin fünf Monate in der litauischen Hafenstadt in Klaipėda, wo sie als Stadtschreiberin arbeitete. Auf den Spuren der Deutschen im Memelland, führte sie Interviews und recherchierte intensiv zur regionalen Geschichte. In ihrem Blog hielt sie ihre Erfahrungen fest.
Das Memelland ist vor allem für Deutschland eine interessante Region, da sie früher zu Ostpreußen gehörte und Grenzregion zu Litauen war. In Folge des 2. Weltkriegs flohen verwaiste deutsche Kinder – aus Hunger und Verzweiflung ins benachbarte Litauen. Wenn sie Glück hatten, wurden die sogenannten Wolfskinder dort von litauischen Bauernfamilien aufgenommen.
Die Podiumsdiskussion am Abend drehte sich um das Thema „Litauen. Europas neue Mitte?“. Moderiert vom Dr. Klaus Harer vom deutschen Kulturforum östliches Europa diskutierten die Journalistin und Autorin Sonya Winterberg, der Lyriker, Autor und Übersetzer Laurynas Katkus aus Vilnius sowie die Kunsthistorikerin und Vorsitzende der Litauischen Gemeinschaft München Irma Petraityte-Luksiene über Litauen und seine Geschichte und Rolle in Europa. Dabei stellte sich vor allem heraus wie die Zeit als kommunistischer Satellitenstaat und der Prozess zu einem postsowjetischen, demokratischen Staat das Land Litauen geprägt haben und wie sich das auf die heutige Aufarbeitung der Vergangenheit auswirkt. Auch die starke Verbundenheit zur Ukraine angesichts des Angriffskriegs von Putin wurde immer wieder thematisiert. Für Irma Petraityte-Luksiene stellt die Unterstützung für die Ukraine – militärisch, finanziell sowie humanitär – auch eine Unterstützung für Litauen dar, dass sich nun wieder einer russischen Bedrohung ausgesetzt fühlt. Sonya Winterberg betonte die Gastfreundschaft der Litauer:innen während ihres Aufenthalts. Und Laurynas Katkus gab als Zeitzeuge einen Einblick in die doch schwierige Umbruchsphase Litauens Anfang der 1990er-Jahre, nachdem es seine Souveränität proklamiert hatte.
Auch das Publikum zeigte sich durch seine Fragen interessiert am Thema. Auf die Frage nach dem must-read-Book antwortete der litauische Botschafter mit “Mein Name ist Maryte” von Alvydas Šlepikas.
Aus diesem Buch und weiteren ins Deutsche übersetzten litauischen Werken wird am Samstagabend in der Stadtbücherei am Haidplatz vorgelesen. Unter dem Motto „Regensburg liest Litauen“ schlagen fünf Regensburger Persönlichkeiten dadurch eine Brücke von Regensburg nach Litauen und führen auf einer literarischen Reise durch Litauen und seine Geschichte von Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.
Das ausführliche Programm findet ihr auf der Seite des Europaeums.