Konzert-Review: Lonely Spring, obScene & The Edge of Reason in der Alten Mälzerei, 07.07.2017
Die Mälze hostete am Abend des 7. Juli 2017 zum Albumrelease der lokalen Modern Metalcore Band The Edge of Reason ein kleines Konzert, praktisch direkt im Anschluss an So Finster die Nacht, also haben sich die Moderatoren Falk und Mattes, also ich, das mal angesehen.
LONELY SPRING
Dank höherer Gewalt den Anfang nicht mehr ganz mitbekommen, sehe ich es hat sich schon ein Kleinstmoshpit formiert. Auch der Aufruf, die Crowd solle doch mal bissl näher zur Bühne kommen funktioniert ausnahmsweise. Der Sound der Band kommt aus der Ecke Nu- und Alternative Metal, bzw Alternative Rock. Metalcore auch. aber die Screams gehen aufgrund der Akustik stark unter. Inmitten ihrer Ballade bemerkt Falk starke Ähnlichkeit zu Placebo, sehe ich auch irgendwie, nicht zuletzt durch die helle Kopfstimme am Mikrofon. Nicht Metal genug um auf dem Gruppenbild für ihre Timeline Pommesgabel zu zeigen, so hatte ich anscheinend das Gefühl.
Ich habe nach dem Gig noch Gelegenheit mit dem Sänger von LS zu quatschen: Sie kommen rum, durften schon für Bands wie Ignite, Being as an Ocean und Rise of the Northstar eröffnen. “Ach da hab ich euch doch letztes Jahr schon gesehen!” ja stimmt, wohl nur leicht schade für die Band, dass ich mich daran erst durch ihre Interpretation von Wz Khalifas „Black & Yellow“ erinnern konnte. Beim Lineup in der Mälze passen sie zum Glück besser ins allgemeine Klangbild als beim straighten (so würde Falk sagen) Beatdown von ROtN. Er erzählt noch ein Weilchen von seinen Erfahrungen, als die zweite Band den ersten Song anspielt.
OBsCENE
Ja, die “Scene”-Anspielung im Bandnamen nimmt ihre Spielart etwas vorweg. Früh fällt auf, dass die Band langsamere Tempi, von Adagio bis Grave, bevorzugt – der erste RICHTIG langsame Breakdown zieht meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne, punktiert dann natürlich von einem getragenen, cleanen Refrain. obScene verwerten einige Scene-klischees, teilweise auch so, dass Partwechsel holprig anmuten – also bevor ein Groove richtig ausgefahren ist und ich meine Zuckungen mit ihm abstimmen kann, wird mir das Musikbett unter den Füßen weggezogen. Vielleicht war dies nicht mal so häufig, aber eben das was am ehesten auffällt. Vielleicht stört das ja auch nur mich, denn langsam kommt richtig Schwung in die Bude, inklusive Ringelreihn mit Anfassen.
Seien wir ehrlich, die Scene-Szene (heh) erlebte ihren kreativen Höhepunkt vor gut zehn Jahren, Bands wie obScene zelebrieren den Stil aus Nostalgie oder Spaß an der Freude, damit lokal und preiswert was geboten ist. Das schätze ich, aber hey, nehm ich mir die Leuchtturm EP doch mal mit, vielleicht ist Potenzial für mehr drin.
THE EDGE OF REASON
Im Grunde auch ein Szene-Tribute, doch mit einer ganz anderen Herangehensweise, ist unser Headliner des Abends, The Edge of Reason. Nein, nichts zu tun mit mit Melodic bzw Death Metal Urvätern Edge of Sanity, sondern erinnert stattdessen stark an Escape the Fate, stellt Falk fest, und TEoR Frontmann “Row 7” wird den Einfluss der Band auch im kommenden Interview bestätigen. Zu ihm, ja, EtF (später Falling in Reverse) leb(t)en ja bekanntlich von der Persönlichkeit Ronnie Radkes, und so wird auch die Show von The Edge of Reason von der Bühnenpräsenz des Sängers angetrieben. In einem Wort wohl “flamboyant,” und irgendwie lasziv, erinnert er mich an Johnny Craig (Emarosa, Dance Gavin Dance). Schreien kann er auch, aber der Schwerpunkt liegt doch sehr auf cleanen, gesanglichen Refrains – dementsprechend sind die Songs auch recht poppig. Etwas zu schnell für Alternative, zu langsam bzw. zu wenig krasse Tempowechsel für Hardcore, auch Breakdowns werden recht minimal eingesetzt, und die Band greift auch gerne auf einfache Crowd Chants zurück, die das Publikum animieren. Gegen Ende des Sets beschleicht mich das Gefühl der Langeweile, die Songs bieten zu wenig Abwechslung, als dass man nochmal gut aufgerüttelt würde, und sie haben für mich auch keinen Wiedererkennungswert denn, klar, ich kenne keinen einzigen bis jetzt. Vielleicht bringts Melodisches einfach oft nicht so sehr live wie auf Platte? Vielleicht sollte ich sie mir einfach anhören und die Band für einen weiteren Auftritt verfolgen…
Anhören sowieso, sie heißt “Broken But Not Torn,” und wird voraussichtlich nächste Woche (also am 14. 7.) On Air bei So Finster Die Nacht angespielt und rezensiert, auch, wie schon erwähnt, wurde ein Interview aufgenommen dass ihr bald als Beitrag hier auf unserer Website anhören könnt.
Mehr zu "Konzert" lesen!