Es geht um Vibe – Interview mit Negroman

7. Juni 2017 Interview

Unsere Reporter Nico und Bene waren nach der Loop Session noch im verrauchten Backstage-Raum der Mälze und haben ein bisschen mit Negroman über seine Kunst, Vibe und Parallelen zu Yung Hurn geplaudert.

 

„Bist du eher jemand, der auf Rap Skills schaut oder dem Style mit das Wichtigste ist? Also gerade auch im Hinblick auf Yung Hurn, der ja zurzeit großen Hype hat?“

 Negroman: „Bei Yun Hurn steht Vibe im Vordergrund. Dadurch, dass er extrem in diesem Vibe-Ding drin ist, und das klingt jetzt wertend, ist es aber nicht, hat das ganze halt so eine gewisse Belanglosigkeit. Ich denke, dass seine Kunst nicht solange bleiben wird wie Dinge, die es schaffen Form und Inhalt zu verbinden. Es ist halt nur Form, perfekt umgesetzt – nicht bei jedem Track, aber bei vielen – was saugeil für ein Jahr oder so ist.  Aber wirklich geil!“

„Viele Leute behaupten ja auch, dass Yung Hurn Dadaismus macht.“

 Negroman: „Ja ich seh schon wie man da hinkommt. Ich find witzig, dass in dieser Vibe-Generation, von der wir ja auch ein Teil sind – wir sind ja so alt wie Yun Hurn – Leute mich fragen, wie Sachen gemeint sind und nicht im Ansatz begreifen können, dass das vielleicht auch so ein Vibe-Ding ist. Dass man mit Sprache versucht, weiter zu gehen, als das, was Sprache eigentlich erreichen kann, nämlich logisch-kausale Zusammenhänge aufzudecken.“

„Siehst du dich dann eher als Künstler oder in bestimmter Hinsicht vielmehr als Handwerker?“

Negroman:„Als Verbindung davon. Man muss sein Handwerk halt beherrschen – obwohl eigentlich nicht. Es ist ein Ideal des Kunstschaffens, dass man sein Handwerk beherrscht und dann dazu was packst, was außerhalb von jedem Handwerk und jeder wissenschaftlichen, also physikalischen Beschreibbarkeit ist. Genie hat man das früher genannt. Ist aber eigentlich scheißegal, wie man das nennt. Es geht darum, das zusammenzubringen und dann etwas Vollendetes zu haben.“

„Würdest du sagen, dass du auf Dadaismus ausweichst, weil Sprache defizitär ist?“

 Hm, ne. Weil Wahrnehmung defizitär ist. In der Kunst ist Wahrnehmung Selbstzweck. Also Kunst ist ja eigentlich nur, wie der Rezipient etwas wahrnimmt und was es dann mit ihm macht. Sprache, die Alltagsgegenstand ist, wird bei Kunst in ganz anderem Kontext verwendet. Nicht als Mittel zum Zweck, um Information von A nach B zu bekommen, sondern zum Selbstzweck, der Kunst. Deswegen bin ich auch zu diesem Dada-Ding gekommen. Dass man Sprache als etwas komplett anderes benutzt als etwas, dass die etwas logisch-kausales vermitteln soll, sondern etwas das darunter oder darüber liegt.

„Du willst also Gefühle vermitteln?“

Negroman: „Ja, Vibe, genau. Deswegen find ich es auch sau witzig, wenn Leute zu mir kommen und das so gar nicht diggen (begreifen, Anm. d. Red.), aber gleichzeitig Yung Hurn-Fans sind. Weil es ein sehr, sehr ähnlicher Approach ist, den wir haben. Auch bei ihm wirkt jedes Wort außerhalb seines Bedeutungskontextes, jedes Wort wirkt gar nicht dadurch, was es inhaltlich bedeutet, sondern nur dadurch, was sonst mit einem macht, wenn man es hört.“

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