Waldbrände in Australien – Wie sie entstanden sind und was wir daraus lernen können (Interview)

Nele Graf  6. März 2020 Allgemein

Wir kennen Australien als einen wunderschönen Kontinent mit kultureller und natürlicher Vielfalt in einfach fast allen Bereichen. Die Landschaft ist vielseitig mit Stränden, trockenen … und auch tropischen Urwald. Die Gesellschaft lebt in großartigen Städten, die für jeden Besucher unfassbar viel bieten. Für uns Deutsche ist Australien ist ein beliebtes Urlaubsziel und auch der typische Traum, wenn es um spezielle Work&Travel Geschichten geht, gerade nach dem Abitur oder einem Studienabschluss. Aktuell steht Australien allerdings wegen anderen Aspekten in den Medien und zwar wegen der Waldbrände. Die laut mehrerer Aussagen der schlimmsten seit langem sein soll. Warum das so ist und die gesamte Welt ihre Augen auf die Menschen richtet, hat dramatische Ausmaße angenommen. Tiere müssen elendig verenden und Menschen müssen umsiedeln, verlieren ihr Hab und Gut und die Feuerwehr versucht seit Monaten das Feuer in den Griff zu bekommen. Warum das Ganze so lange dauert, habe ich mal einen Experten für Waldbrandbekämpfung gefragt: Sebastian Stenzel von @fire einer Special Task Force extra für Vegetationsbrände und Erdbebenrettung.

Waldbrände in Bayern oder auch grundsätzlich in Deutschland kommen eher selten vor. Allerdings steigen die Möglichkeiten der Brände enorm, ein Grund dafür ist der Klimawandel. Denn durch die steigende Temperatur wird die Luft sehr trocken und heiß, sodass sich Pflanzen, Stroh usw. selbst entzünden können.

Sebastian Stenzel ist Pressesprecher der @fire, Feuerwehrmann mit besonderen Skills in Bezug auf Waldbrände. Dem habe ich mal geschrieben, um den Problemen in Australien man wirklich auf den Grund zu gehen.

Bilder von @fire

Nele: Wenn man also beim Anfang beginnt wäre meine Frage „Wie unterscheiden sich Waldbrände in Deutschland zu anderen, speziell zu denen in Australien?

Sebastian: Zunächst ist die Bewuchsart sehr entscheidend dafür, wie anfällig die Vegetation für einen Brand ist. Mischwälder mit verschiedenen Baumarten, wie sie in Deutschland vorwiegend vorkommen, sind resistenter gegen Brände. In reinen Nadelwäldern wie sie in Brandenburg vorkommen oder eben in Eukalyptuswäldern in Australien können sich Brände besser entwickeln und verbreiten. Daneben sind natürlich auch die klimatischen Bedingungen in Australien völlig andere. Laut Daten des Wetterdienstes war 2019 das bisher trockenste und heißeste Jahr Australiens seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Nele: Wie entsteht grundsätzlich ein Waldbrand?

Sebastian: Das kann viele verschiedene Ursachen haben, teilweise auch natürliche, wie Blitzschalg. Oft ist aber der Mensch für die Brände verantwortlich. Sei es durch leichtsinnigen Umgang mit Feuer im Wald, außer Kontrolle geratene Nutzfeuer, wie die Brandrodungen im Amazonas oder auch weggeworfene Zigaretten.

Nele: Warum unterscheidet sich der aktuelle Brand in Waldbrand in Australien zu den letzten?

Sebastian: Die Wetterstationen meldeten zuletzt Spitzenwerte von 40, teils sogar 50 Grad Celsius. Die Feuersaison hat 2019 zudem außergewöhnlich früh und heftig begonnen. Die anhaltende Dürre, dazu der Wind – all das hat dazu geführt, dass die Brände rasch sehr groß geworden sind.

Nele: Was macht die Mischung aus den Bränden und den aktuellen Überschwemmungen, könnte dies beides noch zu schwereren Konsequenzen führen?

Sebastian: Australien ist ein Land der Extreme. Fluten, Dürren, Wirbelstürme, Buschbrände. Das ist also zunächst nichts Ungewöhnliches für Australien. Doch die Extreme haben eine neue Dimension erreicht – nicht nur in Australien. Die starken Regenfälle haben zwar viele Feuer gelöscht, zu Ruhe kommen die Rettungskräfte jedoch nicht. Bei den Überschwemmungen sind sie ebenso gefordert.

Nele: Wie geht man bei einem Waldbrand vor, wie löscht man das Ganze genau?

Sebastian: Eine direkte Brandbekämpfung an der Flammenfront ist aufgrund der Größe und Intensität der Feuer schwer leistbar. Die Feuerwehrkräfte konzentrieren sich daher darauf, Menschen und Gebäude zu schützen und das Feuer durch Brandschneisen – auch in Verbindung mit Gegenfeuern – aufzuhalten und die Nahrung zu nehmen.

Nele: Ab welchem Zeitpunkt werden wohl deutsche Feuerwehrmänner und Frauen mit zusätzlicher Ausbildung nach Australien gerufen, oder passiert das nicht mehr?

Sebastian: Nun ist Australien ein Land, in dem es des Öfteren brennt und von daher haben sich die Feuerwehren darauf vorbereitet. Dazu gehört auch, dass Führungsstruktur und Taktik mit anderen Ländern wie Neuseeland, USA, Kanada, Mexiko, Südafrika abgestimmt wurde. @fire hat hier frühzeitig entsprechende Maßnahmen zur Vorbereitung getroffen, jedoch hat Australien über diesen Verbund hinausgehende Hilfsersuchen bisher nicht gestellt. Durch die Regenfälle hat sich die Lage außerdem ein wenig entspannt.

Normale Feuerwehren in Deutschland verfügen in der Regel jedoch auch weder über die Ausbildung, die Schutzbekleidung noch die notwendige Ausrüstung für einen so extremen und langwierigen Einsatz im Ausland.

Nele: Deutschland ist ja aktuell super schlecht ausgestattet und ausgebildet was die Waldbrandbekämpfung angeht: Warum ist das so und wird sich das nun ändern? und wie schnell sollte sich das nun verändern, um die Brände zu bekämpfen?

Sebastian: Auf einen Einsatz in Deutschland bezogen: Der Fokus der deutschen Feuerwehren liegt primär auf der Bekämpfung von Gebäudebränden zur Rettung von Menschenleben und Schutz von Sachwerten. Nach den größeren Waldbränden in 2018 hat es zahlreiche Initiativen auf den verschiedenen politischen und fachlichen Ebenen gegeben, die sich mit Verbesserungen in Ausbildung und Ausstattung befassen. Die Umsetzung dauert im föderalen System natürlich Zeit – und sie kostet Geld.

Die Förderung und Ausbildung von Vegetationsbrandbekämpfung war unter anderem genau einer der Gründungsgedanken von @fire im Jahr 2002, den wir beispielsweise durch spezielle Ausbildungsangebote für kommunale Feuerwehren nach wie vor verfolgen. Sowohl bei der Ausbildung von Einsatz- wie auch Führungskräften. Ein anderer Punkt, für den wir zeitnah Lösungen und alternative Einsatztaktiken finden müssen sind Brände in munitionsverseuchten Bereichen.

Auf einen Einsatz im Ausland bezogen: Da man sich recht sicher sein kann, dass Dauer und Intensität von Waldbränden weltweit schlimmer werden, kann und sollte man sich grundsätzlich fragen, ob eine Industrienation wie Deutschland mit dem Anspruch einer Führungsposition in Umweltschutz und Gefahrenabwehr weltweit, es sich auf Dauer leisten kann, zukünftigen Hilfesuchenden inner- und außerhalb der EU keine adäquate Hilfe anbieten zu können.

Danke Sebastian für deine Zeit! Und @fire die sich für den Schutz der Wälder, Tiere und Menschen einsetzen!

Tipps und Tricks wie ihr dem Feuer entgehen könnt:

Bei erhöhter Waldbrandgefahr beachten Sie bitte folgende Hinweise:

  • In den Wäldern gilt für Waldbesucher Rauchverbot vom 1. März bis 31. Oktober.
  • Werfen Sie beim Autofahren keine Zigarettenkippen aus dem Fenster.
  • Entzünden Sie im Wald oder in Waldnähe (bis 100 m) kein offenes Feuer.
  • Parken Sie Ihren PKW nicht auf trockenem Gras, da es sich am heißen Katalysator entzünden kann.
  • Melden Sie Waldbrände mit möglichst genauer Ortsangabe sofort an die Feuerwehr unter der Telefonnummer 112.
  • Parken Sie stets so, dass Betriebs-, Rettungs- und Löschfahrzeuge bei ihrem Einsatz nicht behindert werden.

Quelle : https://www.stmelf.bayern.de/wald/waldschutz/waldbrand/index.php

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