Konzertbericht: Take Off Your Shirts Album-Release // 15.11.17 @ Heimat

19. November 2017 Konzert

Rock, wie man ihn hören will

Werden mich meine Kinder später einmal nach der Musik meiner Generation fragen, werde ich vermutlich antworten müssen: „Nun ja liebe Kinder, man hörte damals vor allem viel Elektro und House.“ Da ich jedoch zu den eher selten gewordenen Mittzwanzigern gehöre, die zu elektronischen Klängen nur unter enorm viel Alkoholeinfluss tanzen und feiern können, begebe ich mich gerne in Bars und Kneipen, die ein alternatives musikalisches Angebot zum Bier anbieten. Am 15. 11 betrat ich die Heimat, um mich dem Strom der Mdma-schluckenden und der zu House- tanzenden Studentenmeute zu entziehen. Da mir die Band Take off your Shirts bereits dreimal zuvor einen wunderbaren Abend beschert hatte, waren meine Erwartungen groß. Beim Ankommen im überfüllten Gewölbe-Raum der Bar wurde mir bewusst, dass mein vermeintlich individueller Musikgeschmack von nicht wenigen anderen Menschen aus unterschiedlichen Generationen geteilt wurde. Nicht nur wurden die vier Musiker von jungen Fangirls mit Bandshirts angehimmelt, sondern auch von Zuhörern eines etwas älteren Kalibers, die sich vielleicht an verrauchte Nächte in rockigeren Jugendzeiten erinnern.

An diesem Abend stellten Toys ihr neues Album Iggy Karat vor. Aber auch ältere Klassiker der Band, wie  Addictive Skin ließen wie erwartet das Bier in den Adern des Publikums gefrieren. Die Räumlichkeiten der Heimat schienen dabei bei Songs wie Misty Eyes mit seinem mächtigen Gitarren-Intro und Timo’s einzigartiger Stimmfarbe noch voller zu werden. Die einzigartigen Rock-  und Indie-Songs ihrer vorherigen Platte Noah machten es dem Publikum nicht leicht, die bereits erreichte musikalische Ekstase zu überbieten. Doch gerade The Void of the Siren zeigt deutlich, dass der musikalische Einfallsreichtum der Band noch lange nicht vollends ausgeschöpft wurde. Das langsame Intro gleitet zum Grunge-anmutenden Instrumentalteil des Songs und steigert sich durch Timo’s Gesang zu einem musikalischen Festmahl. Es gibt einige Augenblicke dieser Nacht, die mir in Erinnerung geblieben sind. Letztendlich sollte man das neue Album Iggy Karat am besten des Nachts bei psychedelischer Umgebung genießen, denn die Musik der Toys erinnert an verstaubte Rock-Schallplatten, die neu ausgegraben wurden. Und ja, beim Verlassen der Heimat wollte ich mein Shirt ausziehen, denn es war heiß!

 

Sophia Bösl

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